Ödön von Horváth & Lukas Kristl
Glaube Liebe Hoffnung
Moderner Klassiker
Auf der Suche nach ihrem Glück findet sich die junge Elisabeth vor der Anatomie wieder. Ihren zukünftigen toten Körper will sie verkaufen und damit dem Gerichtssaal entgehen. Doch tote Körper gibt es genug und so wird der taubenfixierte Präparator zum vermeintlichen Retter.
Er leiht ihr 150 Mark für den, wie sie sagt, notwendigen Wandergewerbeschein. Doch Elisabeths Gerüst der Notlügen fällt in sich zusammen und sie muss 14 Tage ins Gefängnis. Ihr Überlebenswille, mehr noch, die ungebrochene Zuversicht doch noch Glück zu haben, lässt sie auch in diesem Moment nicht aufgeben.
Vor dem Wohlfahrtsamt begegnen sie sich wieder: Polizist Alfons Klostermeyer und Elisabeth. Weiße Herbstastern und der Beginn einer zarten Verbindung. Doch auch diese verfällt in der Wirklichkeit und bricht.Das kurz aufscheinende Potential einer Zukunft, die doch so nah war, verglimmt.
Horváths ‚Kleiner Totentanz‘ zeichnet das Spiegelbild einer Gesellschaft, die am Abgrund der Gemeinschaft steht.
Alles Individuen, die auf ein Gegenüber angewiesen sind und sich doch vor der echten Begegnung scheuen. Inmitten Elisabeth, die nicht aufgeben wird, die keinen Platz gewährt, der nicht von der Zuversicht nach einem glücklichen Leben gefüllt werden kann.
1932 unter der Mitarbeit des Gerichtsreporters Lukas Kristl entstanden, verfolgt dieses Volksstück den Weg der kleinen Verbrechen, die doch Existenzen zerstören. Elisabeth, die aufgrund eines kleinen Deliktes Opfer gewaltiger Schuldzuweisungen wird und doch ihre Selbstbestimmung nicht aufgibt. So zieht sie los, um in dieser Welt jemand Zuständigen zu finden, jemanden, der Verantwortung übernimmt. Indessen trifft sie auf eine Vielzahl von Figuren, die mehr Körper als Geist sind und findet sich wieder in einem Reigen der Untoten und doch Nicht-Lebendigen.
Der Glanz fremder Zeiten verblasst in dieser Halbwelt, von Träumen und dem Drängen nach Veränderung nur noch eine fade Spur – scheinbar gespenstische Verhältnisse, die vom gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft berichten.
Ödön von Horváths bedeutende Tragödie ist für alle Menschen ab 14 Jahren, die die Missstände in ihrer Welt nicht einfach so hinnehmen wollen, wie sie sind; für die, die auch in aussichtslosen Situationen noch Hoffnung haben und für alle, die wissen, dass nicht Menschen armselig sind, sondern die Umstände, in denen sie leben.
*Schauspielstudio Marburg - Kooperation zwischen dem HLTM und der Kunstuniversität Graz
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Ort:
Erwin-Piscator-Haus
Premiere:
Freitag, 18.09.2020
Regie: Eva Lange
Bühne & Kostüme: Carolin Mittler
Dramaturgie: Christin Ihle
Regieassistenz: Vivien Janke
Dramaturgie- & Regiehospitanz: Maria Thierfelder
Soufflage: Silke Knauff
Theaterpädagogik: Lotta Janßen
Es spielen:
Elisabeth –
Jorien Gradenwitz
Ein Schupo (Alfons Klostermeyer) –
Metin Turan
Präparator –
Sven Brormann
Oberpräparator / Oberkriminaler / Oberinspektor –
Jürgen Helmut Keuchel
Der Baron mit dem Trauerflor –
Ben Knop
Irene Prantl –
Charlotte Ronas
Frau Amtsgerichtsrat & Er selbst, der Herr Amtsgerichtsrat –
Fanny Holzer*
Invalider / Kamerad –
Simon Olubowale
Buchhalter / Joachim –
Patrick Bimazubute*
Arbeiterfrau –
Mechthild Grabner
Maria –
Anna Rausch
Zenzi Huber
Ioana Nitulescu*
Man möchte doch nicht immer so weiter.
Glaube Liebe Hoffnung